OPC – Geringe Bioverfügbarkeit und unklarer Wirkmechanismus

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M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 24. Juli 2023, Lesezeit: 4 Minuten

Oligomere Proanthocyanidine (OPC) kommen in den meisten Pflanzen vor und sind daher Bestandteil der menschlichen Ernährung.

  • Vor allem die Schalen von Samen von violett oder rot pigmentierten Pflanzen enthalten große Mengen an OPC.

Sie finden sich beispielsweise in Traubenkernen und -schalen, Kakao, Nüssen und Zimtrinde. Auch Äpfel, Cranberries (Moosbeeren), Heidelbeeren (Blaubeeren), Weißdorn, Hagebutten und Sanddorn enthalten OPC.

Geringe Bioverfügbarkeit

Die Bioverfügbarkeit von Proanthocyanidin ist grundsätzlich eher gering, da 90 Prozent erst dann aus dem Darm aufgenommen werden, wenn sie von der Darmflora in die besser bioverfügbaren Metaboliten umgewandelt werden.

OPC  als Nahrungsergänzungsmittel

Die gesundheitsbezogenen Angaben zu OPC, die als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, sind differenziert zu betrachten.

Auf vielen Nahrungsergänzungsmitteln, die OPC und zum Teil auch andere Stoffe enthalten, findet sich ein Warnhinweis, dass Schwangere, Stillende, Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sowie Menschen mit behandlungsbedürftigen Krankheiten vor dem Verzehr ihre Ärztin oder ihren Arzt konsultieren sollten.

Mögliche gesundheitliche Vorteile

Einigen wissenschaftlichen Studien zufolge kann OPC verschiedene gesundheitliche Vorteile bieten.

Antioxidative und entzündungshemmende Wirkung bei Harnwegsinfektionen

Cranberries enthalten Proanthocyanidine (PACs) vom Typ A2, die möglicherweise für die Fähigkeit von PACs wichtig sind, sich an Proteine wie die Adhäsine auf den Fimbrien von E. coli zu binden, von denen angenommen wird, dass sie bakterielle Infektionen wie Harnwegsinfektionen (UTIs) hemmen.

Ein systematischer Review (Meta-Studie) aus dem Jahr 2017 kam zu dem Schluss, dass Cranberry-Produkte die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen signifikant reduzieren, was darauf hindeutet, dass Cranberry-Produkte bei Personen mit wiederkehrenden Infektionen besonders wirksam sein könnten.

Wirksamkeit gegen Krebs

Neben den antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften wurde auch beobachtet, dass OPC bei Darmkrebs das Wachstum von Dickdarmkrebszellen dosisabhängig hemmt. OPC können als Katalysatoren wirken, die die positiven Wirkungen der Vitamine A, C und E verstärken.

Wirksamkeit gegen Alzheimer

Forscher der Mount Sinai School of Medicine haben herausgefunden, dass Traubenkernextrakt die Plaquebildung als Vorstufe der Alzheimer-Krankheit und damit den typischen Gedächtnisverlust verhindern oder zumindest verzögern kann.

Die Wirkung von OPC scheint durch das Vorhandensein anderer Substanzen günstig beeinflusst zu werden. Neben Ascorbinsäure sind dies Taxifolin und Quercetin sowie weitere Bioflavonoide. Nur etwa 80 Prozent des reinen Taxifolins enthält neben anderen Polyphenolen auch OPC und hat ein breites Wirkungsspektrum auf den menschlichen Organismus.

Noch unklarer Wirkmechanismus

OPC werden je nach Zusammensetzung unterschiedlich gut resorbiert, unterliegen aber nach der Resorption (Aufnahme durch den Körper) einer teilweisen Metabolisierung, so dass nicht das gesamte zugeführte OPC in aktiver Form im Blut zur Verfügung steht.

Die im Blut vorhandenen OPC unterscheiden sich daher chemisch von den mit der Nahrung zugeführten OPC. Ob mögliche Metaboliten, die durch bakteriellen Abbau im Darm oder durch den menschlichen Stoffwechsel entstehen, die eigentlichen Wirkstoffe sind, ist noch nicht abschließend geklärt.

OPC-Aufnahme über Lebensmitteln

Nahrungsergänzungsmittel sind als Darreichungsform nicht die günstigste Lösung.

So kosten beispielsweise 100 Gramm OPC in Form von Traubenkernkapseln durchschnittlich 14 Euro. Das darin enthaltene Traubenkernmehl kostet aber nur rund 30 Euro pro Kilo und lässt sich problemlos dem täglichen Smoothie beimischen.

Der Tagesbedarf an OPC liegt nach Expertenmeinung je nach Gesundheitszustand zwischen 100 und 500 mg (letzteres im Krankheitsfall).

  • Grundsätzlich kann OPC aber auch ganz normal über die tägliche Nahrung aufgenommen werden.

Die folgende Tabelle gibt den ungefähren mg-Gehalt an.

Proanthocyanidine-Gehalt in mg pro 100g Lebensmittel
Erdbeeren 62
Granny Smith Äpfel mit Schale 85
Pflaumen (mit Schale) 153
Mandeln 96
Blaubeeren 332
Haselnüsse 501
Dunkle Schokolade mit mindestens 80% Kakaogehalt 430
Traubenkerne/Traubenkernmehl 3540
Kakaobohnen 6530
Zimtrinde 8108

Quellen: Verbraucherzentrale, Dezember 2021, Wikipedia

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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